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Darmkrebsvorsorge: Neue präzise Stuhldiagnostik
Moderne immunologische Tests können sehr viel exakter Blut im Stuhl nachweisen als der herkömmliche Hämoccult-Test. Bei jährlicher Wiederholung bieten sie ein hohes Maß an Sicherheit, frühzeitig Krebsvorstufen oder Krebs im Darm zu entdecken. Als Testverfahren empfiehlt sich aus meiner Sicht die Bestimmung des Hämoglobin-Haptoglobin-Komplexes im Stuhl, die heute Kassenleistung und mit geringem Aufwand durchzuführen ist. Sollten dabei Spuren von Blut nachgewiesen werden, ist anschließend eine Darmspiegelung (Koloskopie) unverzichtbar.
Der Nachweis von verstecktem (okkultem) Blut im Stuhl ist sehr wertvoll für die Diagnostik von Darmturmoren und ‑polypen, da diese häufig bluten. Die neuen hochempfindlichen immunologischen Tests bieten gegenüber den bisherigen chemischen Verfahren (Hämoccult bzw. Guajak-Test) gravierende Vorteile:
• Sie sind zirka 50-mal sensitiver und erkennen bereits kleinste Blutbeimengungen im Stuhl. Ein negativer immunologischer Stuhltest schließt ein kolorektales Karzinom oder ein Hochrisiko-Adenom (Krebsvorstufe) mit hoher Wahrscheinlichkeit aus.
• Wenn der immunologische Test positiv ausfällt, ist dies nur selten ein Fehlalarm. Zu zirka 95 Prozent liegt dann auch ein Karzinom oder Polyp vor.
• Vor Testdurchführung sind keine Diäten (Verzicht auf Fleisch, Wurst, Vitamin C etc.) nötig. Im Gegensatz zum Hämoccult-Test reagiert der immunologische Stuhltest nur auf menschliches Hämoglobin (roter Blutfarbstoff).
• Ein immunologischer Stuhltest wird üblicherweise in einem Fachlabor ausgewertet. Anhand der Stuhlprobe (vom Patienten zu Hause entnommen) können gleichzeitig weitere Parameter wie zum Beispiel die Mikroflora des Darms (Bakterien- und Pilzbesiedelung) untersucht werden.
Darmkrebs ist hierzulande bei Frauen die zweithäufigste Tumorerkrankung (nach Brustkrebs) und bei Männern die dritthäufigste Tumorerkrankung (nach Lungenkrebs und Prostatakrebs). Insbesondere eine ballaststoffarme Ernährung, Übergewicht, Nikotin-/Alkoholabusus und Bewegungsmangel, aber auch genetische Faktoren fördern die Krebsentstehung. Der positive Aspekt ist, dass kein anderer Tumor auf Grund seiner langsamen Entwicklung über diverse Vorstadien so viel Zeit zum Handeln bietet – im Schnitt dauert es 10 bis 15 Jahre, bis aus einem kleinen Polypen ein malignes Karzinom entstehen kann. Das bedeutet, dass ein wirklich funktionierendes Screening viele Erkrankungen im Frühstadium entdecken und heilen würde.
Bisher wird Darmkrebs meist aber erst erkannt, wenn es schon zu spät ist. Unter anderem auf Grund der Ungenauigkeit des Hämoccult-Tests kam es bisher bei einer relativ großen Zahl von Koloskopien zu unauffälligen Untersuchungsresultaten, während andererseits zu wenige Risiko-Patienten eine Koloskopie absolvierten. Fatalerweise nimmt nur ein Bruchteil der Berechtigten – die Krankenkassen bezahlen ab 55 Jahren zwei Darmspiegelungen im Abstand von mindestens zehn Jahren – diese invasive Maßnahme in Anspruch. Es ist also absolut sinnvoll, immunologische Stuhltests als Vorscreening einzusetzen, um Koloskopien auf die Patienten zu konzentrieren, deren Risiko tatsächlich erwiesen ist. Diese Vorgehensweise ist bei unseren pragmatischeren Nachbarn Holland oder England längst Praxis, wo Gastroenterologen generell weitaus weniger Koloskopien durchführen als hierzulande und damit auch entsprechend weniger Geld erwirtschaften.
Angesichts der überzeugenden Resultate der immunologischen Tests sind diese neuerdings auch in Deutschland zumindest teilweise Kassenleistung und werden auch von der renommierten Felix Burda Stiftung, die sich für die Darmkrebsvorsorge einsetzt, als jährliche Präventionsmaßnahme empfohlen. Die Tests basieren darauf, dass Tumore oder Polypen im Gastrointestinaltrakt häufig Blut freisetzen und dadurch roter Blutfarbstoff (Hämoglobin) in den Stuhl gelangt. Es gibt zwei Testvarianten, die eine weist nur Hämoglobin, die andere den Hämoglobin/Haptoglobin-Komplex nach. Letztere ist aus meiner Sicht die sinnvollere, da damit auch Blutbeimengungen in den hinteren Dickdarmabschnitten aufgespürt werden können.
Wichtig: Wird Hämoglobin im Stuhl entdeckt, muss der Krebsverdacht durch eine Darmspiegelung abgeklärt werden.
Um per Stuhltest zusätzlich zu den blutenden Geschwülsten auch die – weitaus weniger häufigen – nicht blutenden Polypen und Tumore zu erfassen, empfiehlt sich die gleichzeitige Messung des Tumormarkers Tumor-M2-PK mit dem Stuhltest. Auch hier sollte nach einem positiven Stuhl-Befund unbedingt eine Koloskopie erfolgen.
Bei der Durchführung eines immunologischen Stuhltests ist Folgendes zu beachten:
• Krebsvorstufen und Tumore bluten nur zeitweise und das Blut ist nicht homogen im Stuhl verteilt. Deshalb ist es wichtig, Stuhlproben an mehreren Stellen zu entnehmen. Der Stuhl darf nicht in Kontakt mit Toilettenwasser gelangen.
• Nach Stuhlgewinnung sollte die Probe innerhalb von 24 bis 48 Stunden im Labor eintreffen, um die Wirksamkeit des Tests zu gewährleisten (Versand am besten am Wochenanfang).
• Da immunologische Tests auf dem Nachweis von humanem Blut beruhen, kann ein positives Resultat auch harmlose Ursachen haben (blutende Hämorrhoiden, bei Frauen Mensis etc.).
Die Laborkosten für die Bestimmung von Hämoglobin/Haptoglobin-Komplex und Tumor-M2-PK betragen zusammen zirka 45 € – eine Maßnahme zur Gesundheitsprävention, die sich unbedingt lohnt. Die privaten Krankenversicherungen bezahlen in der Regel beide Labormessungen.